Gaming Test: Tales of Symphonia Dawn of the New World

Diese Gäste, essen nicht die Reste.

Erhältlich für: WiiPS3

Tales of Symphonia ist ohne Zweifel einer der beliebtesten Ableger der Tales of JRPG Reihe, die 1994 an den Start ging. Kein Wunder, vereint der Titel alles, was die alteingesessene Reihe bis dato auszeichnet: Nette Handlung, sympathische Charaktere, massiv Umfang, optional vertonte Gespräche, Minispiele und vieles mehr. Mit Tales of Symphonia für den Gamecube fasste die Reihe damals auch hier im Westen zum ersten Mal so richtig Fuß. Es blieb aber nicht nur bei dem Gamecube. Im Laufe der Jahre kam Tales of Symphonia in aufgehübschter Form immer mal wieder zurück. PS2, PS3, PC und jetzt seit Anfang des Jahren auch für die neusten Konsolen. Was macht man also, wenn man ein derart beliebtes Spiel auf den Markt gebracht hat? Richtig, man will an den Erfolg anknöpfen. Aus diesem Grund haben die Entwickler Tales of Symphonia damals tatsächlich eine Fortsetzung spendiert: Tales of Symphonia Dawn of the New World. Und um genau dieses Spiel geht es hier im nachfolgenden Test.


Der böse Protagonist

Die Handlung von Tales of Symphonia Dawn of the New World setzt 2 Jahre nach dem Erstling an. Lloyd, der Protagonist aus dem ersten Teil und seine Gruppe haben das Böse besiegt, welches die beiden Welten Sylvarant und Tethe'alla zu zerstören drohte. Waren die beiden Welten im ersten Teil getrennt, sind sie im zweiten Teil quasi miteinander fusioniert. Beide Völker leben fortan also unter einem Dach. Dass da nicht alles ganz reibungslos abläuft, sollte natürlich ganz klar sein. Überall keimen kleinere Konflikte auf. Damit nicht genug, ist es sogar der vorherige Protagonist Lloyd, der das einst idyllische Städtchen Palmacosta in Flammen aufgehen lässt. In der besagten Stadt wohnt übrigens auch unser Protagonist Emil, der durch diesen Angriff seine Eltern verliert. In Anbetracht der Situation bleibt ihm nichts anderes übrig, als fortan bei seiner Tante und seinem Onkel unterzukommen. Emil schwört zwar auf Rache, ist aber viel zu ängstlich, um irgendetwas in der Richtung unternehmen zu können. Aber warum tut der einstige Nationalheld Lloyd so etwas? Diese Frage gilt es als Erstes zu klären.


Der gefeierte Held Lloyd brennt die Stadt Palmacosta nieder

Der andere böse Protagonist

Emil, anfangs noch sehr unbeholfen und ängstlich, trifft relativ früh im Spiel auf Richter, Marta und ihren Monsterbegleiter Tenebrae. Diese schicksalshafte Begegnung verändert Emil, der von der einen auf der anderen Sekunde plötzlich total verändert wirkt. Auf einmal ist er ganz wild und ungestüm. Er wird offiziell zum Ritter von Ratatosk ernannt und erhält die Fähigkeit, sich Monster untertan zu machen. Ratatosk wird in der Welt als Dämonenkönig angesehen, der darauf abzielt, die Welt zu zerstören, Marta hingegen behauptet aber, dass Ratatosk zu den Guten gehört und kein Interesse an der Zerstörung der Welt hat. Emil soll ihr in damals auch das Leben gerettet haben, woran dieser sich aber nicht mehr wirklich mehr erinnern kann. Wahrscheinlich war Emil in dieser Zeit auch kurzzeitig in seinem Ratatosk Modus rübergewechselt. Wer kennt es nicht, diese Stimmungsschwankungen. Aus diesem Grund müssen auch Elementarkerne gesammelt werden, damit Ratatosk zum Leben erweckt werden kann und so die Welt am Ende des Tages gerettet wird. Aber ob das wirklich so eine gute Idee ist, den Dämonenkönig wiederzuerwecken? In der Handlung haben wir es also mit so einigen Widersprüchen zu tun, die im weiteren Spielverlauf aufgeklärt werden wollen. Die Handlung gewinnt zwar keinen Preis für dessen Originalität, zu vorhersehbar ist das Ganze, aber es gibt durchaus ein paar nette Twists und man ist durchaus gewillt erfahren zu wollen, wie alles am Ende zusammenhängt. 


Rote Augen verheißen nie was Gutes... oder doch?


Wer kennt's, wer kennt's nicht...

Wer jetzt übrigens in lauter Panik den Erstling nachholen möchte: Nein, man kann das Spiel auch ohne Vorwissen problemlos durchspielen. Alle wichtigen Figuren und Ereignisse werden treffend zusammengefasst, damit auch Neulinge oder die Vergesslichen unter uns am Ball bleiben können. Vielleicht ist es sogar gar nicht mal so schlecht, nicht so viel über den ersten Teil zu wissen, denn in Dawn of the New World wird ganz schön viel Recycling betrieben. Das fängt bei den Städten an und hört bei den Dungeons noch lange nicht auch. So gut wie jede Ortschaft aus Tales of Symphonia ist auch hier wieder mit dabei und auch die gleichen Rätsel geben sich wieder mal die Ehre. Natürlich macht das irgendwo auch Sinn, da es sich ja um die gleiche Welt handelt, aber es ist trotzdem frustrierend, wenn man Neues in der Welt sehen möchte, stattdessen aber einfach wieder die gleichen Orte abklappert. Zwiegespalten bin ich deshalb auch über den Verzicht der Weltkarte. Gab es im ersten Teil noch eine große, frei begehbare Weltkarte, hat man es im Nachfolger mit einem simplen Menü zu tun, wo man sein nächstes Ziel einfach auswählt. Immerhin gibt es so keine langen Laufwege mehr, die im Erstling gerade zu Beginn noch sehr präsent waren.

Statt frei begehbar, gibt es jetzt nur noch eine Weltkarte als Menü


Die altbekannte Spirale

Das primäre Ziel ist es stets, die Elementarkerne zu sammeln, die der Dämonenkönig Ratatosk benötigt. Das Prinzip ist dabei immer wieder das Selbe: Wir betreten eine Stadt, es folgt ein wenig Trivia über die jeweilige Örtlichkeit, wir erfahren, dass ein bestimmtes Naturphänomen gerade für mächtig Ärger sorgt und erhalten daraufhin den Auftrag, den Schrein zu besuchen und alle Probleme sind danach gelöst. Rollenspiel Veteranen wird hier gewohnte solide Kost geboten. Neu sind dabei die Nebenaufgaben der Katz Gilde, die an einer Anschlagtafel hängen und ganz leicht ausgewählt werden können. Einmal einen Auftrag angenommen, folgt entweder direkt ein Kampf, wenn man ein bestimmtes Monster besiegen soll oder aber wir werden direkt in einen Mini Dungeon teleportiert, wo wir einen bestimmten Gegenstand oder eine bestimmte Person finden sollen. Nichts weltbewegendes, aber für ein bisschen Ausrüstung kann sich das durchaus lohnen. 

Die meisten Orte werden Kenner des ersten Teils bekannt vorkommen

Die Monster, die ich rief, essen gerne

Da Emil zum Ritter von Ratatosk ernannt wurde, erhält er die Fähigkeit, Monster einzufangen und im Kampf benutzen zu können. Anders als in anderen Monstersammel Spielen gibt es  aber keine wirkliches Einfangsystem. Zwar kann man die Chance erhöhen, ein bestimmtes Monster zu erhalten, wenn man das passende Element oft genug im Kampf einsetzt, in der Praxis treten die meisten Monster nach Kampfende aber automatisch bei oder nicht bei. Dieses Pokemonsystem ist zwar simpel gehalten, macht aber trotzdem Laune. Wenn sich ein starkes, neues Monster uns anschließen möchte, dann ist das schon ein befriedigendes Gefühl. Die Monster können sich sogar bis zu dreimal weiterentwickeln, wenn sie ein bestimmtes Level erreicht haben und dann mit Essen gefüttert werden. Neben den Weiterentwicklungen kann man das Essen auch für Statusverbesserungen nutzen. Wer mag, kann seine Lieblingsmonster also ganz nach eigenen Bedürfnissen formen. Zwingend notwendig ist das natürlich nicht.

Keine Sorge, unsere Monster können nicht dick werden, versprochen!


Ab ins Getümmel

Elementarkerne, die verschiedenen Parteien und Monster: Wer dem Herr werden möchte, der muss sich natürlich auch auf seine Klingen verlassen. Die Kämpfe von Tales of Symphonia Dawn of the New World laufen dabei in Echtzeit ab. Treffen wir im Feld auf einen Gegner, wechselt das Spiel in einen separaten Bildschirm, wo wir normale Angriffe und zahlreiche Spezialangriffe miteinander kombinieren können, um eindrucksvolle Combos ausführen zu können. Steuern können wir dabei lediglich nur einen Charakter und das gilt auch nur für menschliche Party Mitglieder, die gefangenen Monster handeln stets im Namen der KI. Positiv hervorzuheben ist dabei, dass die KI gar nicht mal so schlecht ist und die Attacken gewissenhaft eingesetzt werden. Nach Bedarf kann man natürlich auch unliebsame Attacken ausschalten, das habe ich zum Beispiel bei Marta gemacht, die ich überwiegend nur als Heilerin genutzt habe und nur die Heilzauber angelassen hatte, aber auch hier kann man das ganz nach persönlichen Referenzen einstellen.

Die Echtzeit Kämpfe sind simpel, aber spaßig


Charmant und klangvoll

Die Grafik ist aus heutiger Sicht natürlich recht altbacken, aber der Anime Style kaschiert gut darüber hinweg. Auch die Musik ist überwiegend passend eingesetzt. Viele gelungene Stücke aus dem ersten Teil sind auch hier wieder mit von der Partie. Die vertonten Skits sind auch dieses Mal wieder mit von der Partie und begeistern mit ein paar schönen Charakter Portraits. Ohnehin muss man die Sprachausgabe wirklich loben, alle Sprecher geben sich große Mühe. Alle Skits mit Tenebrae sind übrigens ganz großes Kino, ernsthaft.

Die optionalen Dialoge mit den Charakteren, besonders mit unserer Lieblingskatze, sind klasse umgesetzt


Die große Identitätskrise und ihre Gäste

Bis jetzt klingt alles soweit gut und in der Tat ist Tales of Symphonia Dawn of the New World durchaus ein gutes Spiel. Das Problem ist nur, dass das Spiel ein großes Problem mit der eigenen Identität hat. Emil und Marta sind die beiden neuen Helden im Spiel und das ganze Spiel über auch stets zusammen. Das Duo und dessen Dynamik untereinander funktioniert  ganz gut, auch wenn sie kein Ersatz zu der Truppe aus dem ersten Teil sind. Scheinbar hatten  die Entwickler auch nicht so wirklich Vertrauen in die beiden gesteckt, anders kann ich mir die im Minutentakt wechselnden Gäste nämlich nicht erklären. Wer die Gäste sind, fragt ihr euch? Na, dreimal dürft ihr raten... Ratatosk? Kratos? FAST....Genau, es sind die Helden aus dem ersten Tales of Symphonia! Jetzt möchte man meinen, ja gut, das ist ja auch die Fortsetzung zum ersten Teil und da ist es ja auch logisch, dass die Helden wieder mit von der Partie sind. Das stimmt ja auch. Der zweite Teil behandelt diese Charaktere zu Beginn aber wie kurzweilige Gäste... die eigentlich keine sind. Nach ein paar Stunden tragen diese Gäste nämlich einen Großteil der Handlung und sind von da an im Grunde vollwertige Charaktere, die uns im Grunde auch das ganze Spiel über begleiten. Auffällig ist dabei, dass bis zum Schluss nie alle Charaktere dabei sind. Warum ist das eigentlich so? Zwar gibt es in der Handlung immer mal wieder Begründungen, warum Charakter XYZ jetzt nicht dabei sein kann, aber im Grunde spricht überhaupt nichts gegen einen vollwertigen Gruppenbeitritt. Das Schlimme ist, dass es durch den stetigen Gästewechsel überhaupt keinen Sinn macht, diese in den Kämpfen auch zu nutzen. Für sie gibt es ja noch nicht einmal Ausrüstung, geschweige denn irgendeine Form von Erfahrungspunkte! Ja, genau, wir können Figuren, mit denen wir das ganze Spiel über zusammen sind, in keiner Form stärker machen. Wir sind hier in einer Rollenspiel Fortsetzung. Wir reden hier gerade über die Helden aus dem ersten Teil. Sie sind auch hier ein wichtiger Teil der Handlung, so gut wie immer in meiner Gruppe und trotzdem dürfen sie noch nicht einmal einen einen Erfahrungspunkt erhalten oder sich von mir ein Accessoire ausrüsten lassen. Das ist irgendwie schon sehr pervers, wenn man mal darüber nachdenkt.

Helden oder nicht Helden, das ist hier die Frage


Fazit

Im Grunde ist Tales of Symphonia Dawn of the New World eine schöne Fortsetzung des gefeierten ersten Teils. Emil und Marta kommen zwar nicht an die einstigen Helden ran, sind aber dennoch sympathisch. Das Gameplay funktioniert gut, auch wenn man auf Monstersammel System eigentlich auch ganz hätte verzichten können, wenn die Helden aus Teil 1 spielbar gewesen wären. Es ist wirklich sehr verwirrend, wie das Spiel mit seinen Charakteren umgeht. Gäste, die keine sind und Bösewichte, die größer aufgebaut werden, aber eigentlich dann doch nicht so wichtig sind. Viele gute Ideen und Storyansätze, die aber nicht so recht zu Ende gedacht wurden, wie es scheint.. Der Wegfall der freien Erkundung schmälert ebenfalls das Erlebnis. Am Ende des Tages handelt es sich zwar um eine gute Fortsetzung, die aber trotzdem schwächer als das erste Tales of Symphonia ist.


Ich erwarte 7.5 von 10 Gästen in meiner Gruppe.



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